In unserer Beckenbodensprechstunde im Sankt Gertrauden-Krankenhaus in Berlin werden Patientinnen mit Organsenkungen, Harninkontinenz und anderen Störungen des Beckenbodens interdisziplinär abgeklärt und behandelt. Eine Organsenkung, eine Harninkontinenz oder andere Störung der Harnblasenfunktion kann jeden treffen. Ob jung oder alt, diese Funktionsstörungen beeinträchtigen das tägliche Leben.
Anders als noch vor wenigen Jahren ist heute eine effektive, schonende und dauerhaft erfolgreiche Behandlung von Organsenkungen, Blasenstörungen und Inkontinenz möglich. Komplikationen können vermieden und die Lebensqualität wiederhergestellt werden.
Wir hören Ihnen zu und bieten sowohl
- eine zeitnahe und umfassende Beurteilung Ihrer Beschwerden als auch
- einen Therapieplan nach Ihren Wünschen und damit eine erfolgsversprechende Behandlung.
Sprechen Sie mit uns – wir helfen Ihnen weiter.
Im Folgenden finden Sie detaillierte Informationen zu Beschwerden des Beckenboden oder der Blase
- Sind dies Ihre Beschwerden?
- Was Sie schon immer über Ihren Beckenboden wissen wollten
- Funktionsstörungen des Beckenbodens
- Der erste Schritt ist immer der schwerste
- Welche Gründe sprechen dafür, zu uns zu kommen
- Auf Sie abgestimmt – das Behandlungskonzept
- Unser Leistungsspektrum
1. Sind dies Ihre Beschwerden?
- „Ich habe so einen Druck nach unten!“
- „Ich spüre da etwas zwischen den Beinen…“
- „Wenn ich niese oder lache, muss ich aufpassen!“
- „Ich taste da was zwischen den Schamlippen…“
- „Mit dem Wasserlassen klappt es nicht mehr so!“
- „Ich habe eine schwache Blase.“
- „Ich lasse keine Toilette mehr aus!“
- „Oft habe ich Angst: werde ich es bis zur Toilette schaffen?“
- „Nachts lässt mir meine Blase keine Ruhe.“
- „Da unten kommt was raus!“
- „Ohne Einlagen traue ich mich nicht mehr aus dem Haus.“
Deutscher Beckenboden-Fragebogen (PDF)
2. Was Sie schon immer über Ihren Beckenboden wissen wollten
Kennen Sie Ihren Beckenboden? Störungen im Beckenbodenbereich kommen in allen Altersgruppen vor, aber oft trauen wir uns nicht darüber zu sprechen, dabei betrifft es mehr als die Hälfte aller Frauen über 50 Jahre. Der Beckenboden hat viele verschiedene Aufgaben – er “hält dagegen”, wenn wir lachen, niesen, aber auch beim Sport oder wenn wir schwere Lasten tragen. Er spielt bei der Sexualität eine große Rolle und er kontrolliert das Wasserlassen und den Stuhlgang. Oft kommt es zu Senkungszuständen mit Fremdkörpergefühl, Blasenbeschwerden (von Harnverhalt bis zur -inkontinenz) und Darmentleerungsstörungen.
Obwohl sehr viele Frauen z. B. nach Geburten oder schwerer körperlicher Arbeit von diesem Problem betroffen sind, wird darüber nur ungern offen gesprochen. Dies führt dazu, dass viele Frauen lange Zeit in ihrer Lebensqualität sehr eingeschränkt sind, obwohl eine Behandlung häufig recht einfach ist. Die Einflussfaktoren, die zu einer Störung dieses wichtigen „Organkomplexes“ Beckenboden führen können, sind vielfältig und die Diagnostik und Therapie gehören in die Hände von speziell ausgebildeten Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen.
3. Wichtige Funktionsstörungen des Beckenbodens
Die 2 wichtigsten Störungen des Beckenbodens sind:
- Der unkontrollierte Verlust von Harn und
- Senkungszustände der Scheidenwände, der Gebärmutter oder des Darmes.
Das eine kann das andere bedingen oder sogar Ursache sein, es kann aber auch jeweils ganz alleine auftreten. Auch andere Probleme des Beckenbodens sind von Bedeutung und von uns meist gut behandelbar, so zum Beispiel:
- Entleerungsstörungen der Harnblase
- Häufiger Harndrang
- Störungen der Sexualität
- Entzündungen oder
- einfach nur Unterleibsbeschwerden
Was genau ist eigentlich eine Senkung? Bei einer Frau spricht man von einer Senkung, wenn der Beckenboden durch die Scheide nach außen drückt. Anatomisch unterscheidet man eine Senkung:
- der vorderen Vaginalwand zusammen mit der Blase oder
- der hinteren Vaginalwand zusammen mit dem darunterliegenden Darm oder
- der Gebärmutter (bzw. des Vaginalendes wenn die Gebärmutter bereits entfernt wurde) oder
- einer Kombination aus den oberen 3 Phänomenen
4. Der erste Schritt ist immer der schwerste
Treffen von den genannten Beschwerden eine oder gar mehrere auf Sie zu? Trauen Sie sich – und sprechen Sie mit uns. Es gibt keine Tabus! Mehr als die Hälfte aller Frauen über 50 Jahre hat Probleme mit dem Beckenboden. Wir helfen Ihnen! Sie können sicher sein, dass wir uns in einem einfühlsamen Erstgespräch gemeinsam ein Bild über Ihre Probleme verschaffen und alle Therapiemöglichkeiten ausführlich mit Ihnen besprechen werden.
Bevor eine genaue Diagnose gestellt werden kann, müssen wir Ihre ausführliche Krankenvorgeschichte kennen. Sie können im Vorfeld schon hierzu einen Fragebogen ausfüllen und eine Liste der Medikamente zusammenstellen, die Sie einnehmen. Wenn Sie dann einen Termin vereinbart haben, werden wir ein ausführliches Gespräch über Ihre aktuellen Beschwerden sowie Ihre geburtshilfliche und operative Vorgeschichte führen. Der Fragebogen ist hier zusätzlich sehr hilfreich.
Es folgt eine schonende, körperliche Untersuchung im Sinne einer Spekulumeinstellung, Tastuntersuchung und einer Ultraschall-Untersuchung. Je nach Befund werden weitere Untersuchungen zusätzlich angeboten.
Danach erklären wir Ihnen ausführlich unsere Befunde und erarbeiten mit Ihnen gemeinsam Ihr individuelles Therapiekonzept, wobei wir zuerst der konservativen Therapie den Vorrang vor anderen Möglichkeiten geben. Es ist aber auch wichtig zu wissen, dass in manchen Fällen ein Therapieerfolg nur operativ zu erzielen ist. Dies werden wir ausführlich mit Ihnen besprechen.
5. Welche Gründe sprechen dafür, zu uns zu kommen?
- Erfahrung und Spezialisierung in der Diagnostik und Therapie von Beckenbodenfunktionsstörungen
- Umfassendes Therapiespektrum sowohl vaginal als auch laparoskopisch (minimal invasiv durch die Bauchdecke)
- Ihre Wünsche haben für uns Vorrang und wir treffen nach umfassender Befunderhebung mit Ihnen zusammen eine Entscheidung
- Schonende Operationsverfahren mit dem Ziel der Wiederherstellung der ursprünglichen Anatomie
- Wir sind immer bestrebt unsere Operationsmethoden weiterzuentwickeln und zu verbessern
- Interdisziplinäres Denken und Arbeiten – wenn nötig bringen wir weitere Fachgebiete mit in Ihre Behandlung und organisieren die Zusammenarbeit mit Physiotherapeut:innen, Urolog:innen, Chirurg:innen und evtl. Neurolog:innen
6. Auf Sie abgestimmt: Das Behandlungskonzept
Konservativ:
Ob eine konservative Therapie sinnvoll und möglich ist, zum Beispiel eine gezielte Stärkung des Beckenbodens durch spezielle Gymnastik/Physiotherapie, Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur und/oder eine Therapie mit Medikamenten, entscheiden wir gemeinsam mit Ihnen. Wir richten uns nach Ihren Wünschen!
Operativ:
Das Ziel der operativen Therapie ist heutzutage eine Wiederherstellung der ursprünglichen Anatomie sowie Funktions- und Organerhalt. Wir werden Sie so ausführlich aufklären, dass Sie wirklich alles verstehen. Zögern Sie aber bitte nicht, uns so lange zu fragen, bis alle Ihre Fragen geklärt sind.
Uns ist dabei sehr wichtig, Sie so umfassend über die Prognose, Erfolgsaussichten und mögliche Risiken zu beraten, dass Sie anschließend die für Sie beste Entscheidung treffen können.
7. Unser Leistungsspektrum
Die Beckenbodensprechstunde am Sankt Gertrauden-Krankenhaus arbeitet eng zusammen mit vielen Kooperationspartnern, die sich die Behandlung der Beckenbodenbeschwerden zur Aufgabe gemacht haben.
Im Rahmen der konservativen Möglichkeiten (das heißt ohne Operation), die in den vielen Fällen zuerst angewendet werden können, würden wir Sie z. B. an ausgewiesene Expertinnen und Experten im Bereich
- Physiotherapie
- Traditionelle chinesische Medizin
- Sexualtherapie
- Ernährungsberatung
überweisen.
Unser konservatives Leistungsspektrum:
- Beckenbodentraining
- Pessartherapie
- Medikamentöse Therapie
- Trink- und Miktionstraining
- Sexualmedizinische Beratung
- Biofeedback
- Ernährungsberatung
Wenn diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Ergebnis führen, verfügen wir über ein breites Spektrum an fortschrittlichen, operativen Möglichkeiten.
Unser operatives Leistungsspektrum:
Hier finden Sie eine Auswahl an den typischen operativen Therapien der Harninkontinenz und der genitalen Senkung. Diese werden natürlich ausführlich mit Ihnen besprochen und Alternativen dargelegt:
- vordere und hintere Scheidenplastiken
- Sakrospinale Fixation
- Minimal-invasive Techniken, wie z. B. Kolposuspensionen (endoskopisch)
- Anlage von Schlingen unter der Harnröhre (TVT/TOT-Operation)
- Nervenschonende Kolposakropexie, Hysterosakropexie, Pectopexie
- Operative Korrektur von Beckenbodendefekten mittels Implantat (Netz)
- Fisteloperationen
- Diagnostische Bauchspiegelungen bei Unterleibsschmerzen
Was bedeutet eine operative Korrektur von Senkungszuständen?
Für die Therapie oder Korrektur dieser Senkungen werden die Vaginalwände verstärkt und stabilisiert, damit sie sich nicht mehr nach unten senken. Ebenso wird die Gebärmutter oder das Vaginalende (wenn die Gebärmutter bereits entfernt wurde) so stabilisiert, damit diese sich nicht wieder absenken. Verschiedene Techniken der operativen Korrektur der Senkungszustände Diese hat man früher praktisch ausschließlich vaginal operiert. Manche Eingriffe erfordern aber zur Verbesserung der Effektivität der Maßnahme einen Eingriff „von oben“, also von der Bauchdecke aus. In diesem Fall machen wir nicht mehr „den Bauch auf“, sondern arbeiten minimalinvasiv per Bauchspiegelung.
Minimal invasives Operieren
Das bedeutet: Ein 10mm starker Kamerastab wird durch den Bauchnabel geführt für einen Blick in die Bauchhöhle (sog. Laparoskopie). Dann werden unter Sicht seitlich an der Bauchwand über 5mm kleine Schnitte feine Instrumente eingeführt, mit denen wir alle notwendigen Operationsschritte durchführen können.
Senkungen des Beckenbodens benötigen oft eine Fixierung. Hier gibt es verschiedene Techniken: Zum Teil sind es nur Nähte, zum Teil werden sehr feine und leichte Kunststoffnetze eingesetzt, um ein erneutes Absinken zu verhindern. Insgesamt sind wir aber sehr zurückhaltend geworden beim Einsetzen von vaginalen Kunststoffnetzen, um Fremdkörperreaktionen zu vermeiden. Jede Therapieoption wird ausführlich mit Ihnen besprochen und abgewogen – letztendlich entscheiden Sie.
Senkungs-Korrektur mit körpereigenem Gewebe (Sehnen-Transplantation)
Als eines von wenigen Häusern in Deutschland bieten wir die Korrektur von Vaginal- und Gebärmuttersenkungen durch die Verwendung körpereigener Sehnen an. Hierbei wird aus der Kniebeuge ein Anteil einer der großen Sehnen entnommen, dieser zu einem „Band“ verarbeitet und damit beispielweise Ihre Gebärmutter so fixiert, dass diese sich nicht wieder senken kann. Sie haben keinerlei Funktions- oder Stabilitätsverlust im Kniegelenk. Das Verfahren hat durch die Verwendung von körpereigenem Material den Vorteil, dass es nicht zu Abstoßungs- oder Unverträglichkeitsreaktionen Ihres Körpers oder allergischen Reaktionen auf verwendete Kunststoffmaterialien kommt. Da kein Kunststoffmaterial zur Stabilisierung der abgesenkten Beckenbodenorgane Verwendung findet, kann es über die Jahre auch nicht zu Materialermüdungen, Fibrosierungen und Erosionen kommen. In der Sportmedizin werden seit Jahren mit großem Erfolg körpereigene Sehnen eingesetzt (Kreuzbandplastik) und es hat sich gezeigt, dass die transplantierten Sehnen vom Körper „ernährt“ werden und weder ermüden noch sich dehnen, sondern stabil und agil bleiben.